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Showa Gabel Service


Andi

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Grundlagen

BILDER FEHLEN LEIDER


Fangen wir erstmal mit den Grundlagen an. In diesem FAQ geht es um die „klassische Teleskopgabel“. Bei dieser Bauform, wird das Standrohr in der Gabelbrücke befestigt. An dem Gleitrohr oder auch Tauchrohr genannt, wird das Rad und die Bremse befestigt.
Bei der sogenannten „Upside-Down-Gabel“ ist es genau umgekehrt.


1. Standrohr
2. Staubring
3. Tauchrohr oder Gleitrohr

Bei dieser Gabel kann nur die Dämpfung über die Viskosität des Gabelöles verändert werden oder evtl. andere Federn bzw. Federspannung erhöhen. Viele wege führen zum Rom.

Vorbereitung (Teleskopgabel zerlegen)

Zuerst sollte man sich natürlich erkundigen und sich die passenden Gabeldichtringe besorgen. Entweder im Internet nachschauen oder beim Händler fragen und falls der Preis stimmt, kaufen.
Ansonsten erstmal die Teleskopgabel zerlegen und die Bezeichnung aufschreiben. Mit dieser Bezeichnung zu einer Motorradwekstatt gehen und nachfragen. Oder im Internet mal nach der Bezeichnung der Gabeldichtringe „googeln“.
Man sollte sich auch schonmal das Gabelöl besorgen. Gabelöe mit niedriger Viskosität also z.B. SAE 5 sorgen eher für weichere Dämpfung. SAE 15 sorgt für etwas härtere Dämpfung.

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Schritt 1 (Teleskopgabel zerlegen)



Ich gehe schon davon aus, dass die Teleskopgabel schon ausgebaut wurden. Unten, wo das Rad befestigt wird, drehen wir die Innensechskant Schraube raus. Ihr solltet schon ein Gefäß für das alte Gabelöl bereitstellen.

Wenn die Schraube rausgedreht ist, Gabelöl ablassen und auf den Dichtungsring achten. Jetzt kann man das Standrohr einfach rausziehen. Vorher sollte man das Standrohr und Gleitrohr mehrmals hin und her bewegen, damit das alte Gabelöl abfließen kann. Es gibt verschiedene Modelle von Teleskopgabel. Manche haben eine Schraube nur zum Öl ablassen und die andere Schraube fixiert das Gleitrohr. Also bitte genau nachschauen.

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Schritt 2 (Teleskopgabel zerlegen)

Nachdem ihr das Standrohr rausgezogen habt, grob die Reste vom alten Gabelöl abwischen. Jetzt entfernt den oberen „Deckel“. So sieht dieser aus.



Mit einem Schlitzschraubendreher vorsichtig raushebeln. Dann sieht man den Verschlussstopfen mit den O-Ring und die Sprengringe.


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Schritt 3 (Teleskopgabel zerlegen)

Wenn man den Sicherungsring entfernt, wird der Verschlussstopfen von der Federkraft rausgedrückt.
Achtung! Euch fliegt dabei die Feder durch die Werkstatt. Deshalb das Standrohr mit einem dicken Lappen umwickeln und fast gegen die Wand hinlegen, dass wenn die Feder rausfliegt, nicht ganz aus dem Standrohr rauskommt. Somit müsst ihr nur noch den Verschlussstopfen suchen.
Ich habe den Sprengring von der Seite rausgemacht und dabei unter die Werkbank „gezielt“. Niemals genau mit dem Gesicht gegenüber dem Verschlussstopfen schauen. Man schaut immer von der Seite!



Es gibt mehrere Möglichkeiten den Sicherungsring herauszuholen. Man kauft sich eine Sicherungsringzange. Die kleinen Zapfen an der Sicherungsringzange in die kleinen Löcher von dem Sprengring stecken und die Zange zusammen drücken.
Andere Möglichkeit wie auf dem Bild mit einer kleinen Zange. Die Spitze von der Zange in das Loch von dem Sicherungsring stecken und ziehen. Wenn die eine Seite vom Sprengring aus der Nut raus gezogen ist, kann man den mit der Zange richtig greifen und zieht mit etwas Kraftaufwand den ganzen Sicherungsring nach oben raus.



Die andere Möglichkeit wäre mit einem Stück Draht (auf dem Bild WIG Schweißdraht) den Sicherungsring rauszuhebeln. Das geht eher schwer, da der Draht etwas unhandlich ist und sich gerne biegt.

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Schritt 3 (Teleskopgabel zerlegen)

Zieht jetzt die Feder raus. Das Standrohr komplett zerlegen zum Reinigen. Am besten ihr legt alle Teile auf eine saubere Unterlage.



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Schritt 4 (Reinigung)

Kommen wir nun zum Reinigen. Dafür eignet sich meiner Meinung sehr gut Bremsenreiniger. Bei dem Tauchrohr oder Gleitrohr sprüht man rein bis es sauber ist.



So prüft man, ob es auch sauber ist. Einfach das Gleitrohr in die Lichtquelle halten und hin und her bewegen. Die Standrohre lassen sich zerlegt sehr einfach säubern.

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Schritt 5 (alte Gabeldichtringe)

Über dem Gabeldichtring sieht ihr die sogenannte Drahtsicherung, damit der Gabeldichtring nicht einfach so rausgedrückt wird. Die Drahtsichrung ist nicht komplett rund. Es gibt da Stellen, in die man ein Stück Draht reinstecken kann. Jetzt zieht man die Drahtsichrung einfach aus der Nut raus. Achtung! Die Drahtsichrung nicht verbiegen. Man kann diesen Schritt auch ganz am Anfang erledigen, nachdem man den den Staubring entfernt hat. Es ist aber viel einfacher, wenn das Standrohr schon ausgebaut ist. Sieht euch nur folgendes Bild an.



Die alten Gabeldichtringe entfernt man mit einem Schlitzschraubendreher. Wie auf dem Bild zu sehen ist, unter dem Gabeldichtring den Schlitzschraubendreher reinstecken. Langsam „hebeln“. Falls der alte Gabeldichtring nicht rausgehen will, mit einer Heißluftpistole oder Gaslötlampe rund um den Gabeldichtring leicht erwärmen.



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Schritt 6 (neue Gabeldichtringe)

Mit Bremsenreiniger den Sitz von den Gabeldichtringen reinigen. Passt aber auf, dass euch nicht der ganz Dreck in das Gleitrohr wieder rein läuft. Dazu dreht man das Gleitrohr mit dem Sitz der Gabeldichtringe nach unten und sprüht von unten mit dem Bremsenreiniger rein. Mit einem möglichst fusselfreien Lappen nachwischen.

Jetzt braucht ihr die neuen Gabeldichtringe, sowie neue Sprengringe. Die einfachste Methode wäre mit dem Gleitrohr in eine Werkstatt zu gehen und die Nut zeigen, wo die Sicherungsringe reinkommen. Man sucht euch dann die passende Größe raus.


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Schritt 7 (neue Gabeldichtringe einbauen)

Die neuen Gabeldichtringe und den Sitz der Gabeldichtringe mit Gabelöl einschmieren. Die Stelle, wo der neue Gabeldichtring reinkommt wieder mit der Heißluftpistole leicht erwärmen. Den Gabeldichtring reinlegen. Entweder man legt einfach den alten Gabeldichtring drauf und klopft erstmal mit einem Hammer soweit es geht rein, oder benutzt dazu irgendwelche stumpfe Gegestände. Auf dem Bild habe ich ein Filzstift benutzt. Natürlich kann man auch ein Rohr nehmen, dass genau auf den Gabeldichtring passt. Wenn ihr die Nut für die Drahtsicherung oberhalb des Gabeldichtrings sieht, dann ist der Gabeldichtring in der richtigen Position.







WICHTIG: Die neuen Gabeldichtringe werden mit der OFFENEN Seite zu der Druckrichtung eingebaut. Wenn das Gleitrohr/Tauchrohr sich nach oben bewegt, drückt das Gabelöl gegen die offene Seite des Simmerringes. Somit wird die Dichtlippe gegen das Standrohr gedrückt. Wenn der Gabeldichtring falschrum eingebaut wird, drückt das Gabelöl die Dichtlippen von dem Standrohr weg. Somit ist die Dichtwirkung von den Gabeldichtringen nicht mehr gewährleistet.

Geschlossene Seite (mit zusätzlichem Staubring)

Offene Seite-> genau mit dieser Seite wird zur Druckrichtung eingebaut.

Die Drahtsicherung kann man jetzt einbauen, aber ich habe sie erst ganz am Ende eingebaut. Die Vorteile sind aber ganz klar. Jetzt habt ihr beim Einbau von der Drahtsicherung noch kein störendes Standrohr.

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Schritt 8 ( Zusammenbau)

Kommen wir jetzt zum etwas komplizierten Teil. Das Standrohr wird wieder mit dem Tauchrohr/Gleitrohr verbunden. Dazu baut ihr erstmal das Standrohr wieder zusammen. Das Standrohr in das Tauchrohr/Gleitrohr stecken. Vorher das Standrohr und die Dichtlippe vom Gabeldichtring mit Gabelöl einschmieren.

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Schritt 9 (Zusammenbau)

Es gibt jetzt ein Problem, wenn ihr wieder die Innensechskant Schrauben mit dem Dichtring unten am Gleitrohr/Tauchrohr einschrauben wollt. Das Standrohr besteht ja aus zwei Rohren.


Roter Kreis-> Das ist das kleine Röhrchen. So ist das richtig bei einer Showa Gabel von einer Rieju Rs1 zusammengebaut. Schwarzer Pfeil zeigt an, wo die Innensechskant Schraube reingeschraubt wird. Ihr erkennt sicherlich schon das Problem. Das kleine Röhrchen wird sich einfach durchdrehen.
Blauer Kreis-> So sieht das kleine Röhrchen aus, wenn es ausgebaut ist.

Es gibt mehrere Möglichkeit dieses Problem zu lösen:

1.Möglichkeit

Man stellt sein Fuß auf das Gleitrohr/Tauchrohr und drückt mit dem Fuß das Gleitrohr/Tauchrohr nach unten. Verwirrend? Sieht euch einfach das Bild mal an.



Dadurch drückt die große Feder das kleine Röhrchen bei. Und man kann problemlos die Innensechskant Schraube reindrehen und richtig fest anziehen. Man sollte es mehrmals ausprobieren. Ihr könnt euch noch überlegen, wie ihr das ganze spannen könntet...

2.Möglichkeit


Schaut euch dieses Bild mal an. Unten sieht ihr den roten Kreis. Von diesem Kreis geht ein Pfeil auf schon fertig zusammengebautes Standrohr. Was unten im roten Kreis ist, befindet sich auf dem oberen Standrohr auch im roten Kreis .Die gelben Linien müssen es noch verständlicher machen.
Genauso ist es mit dem blauen Kreis. Die Feder habe ich im fertig zusammengebauten Standrohr eingezeichnet.



Grünen Pfeil? Ja, genau von dort muss jetzt etwas lange Stange mit einem passenden Bit reingesteckt werden. Meistens ist es ein Innensechskant (roter Kreis). Man braucht lange Stange und muss entweder den Innensechskant Bit ankleben oder mit Gewalt befestigen. Damit hält man das kleine Röhrchen fest und kann in aller Ruhe die Innensechskant Schraube reinschrauben.

3. Möglichkeit

Aber was ist schon ein FAQ ohne eine Pfuschmethode?

Schaut euch dazu folgendes Bild an:



Verwendet habe ich eine Gewindestange M14. Es geht auch mit normalem Rundmaterial mit ungefähr Durchmesser 14mm.Man schleift ganz vorne eine kleine Fase dran. Entweder am Schleifbock oder mit einer Flex (Winkelschleifer). So, man baut das Standrohr in das Gleitrohr/Tauchrohr ein und klopft hinten auf die Gewindestange drauf. Jetzt ist diese ja mit dem kleinen Rohr fest verbunden. Notfalls etwas fester mit dem Hammer schlagen.. Die Innensechskant Schraube kann jetzt angezogen werden, indem man die Gewindestange in den Schraubstock spannt, damit sich diese nicht mitdreht.
Man muss sich aber immer beim Zerlegen die Sache mal angucken. Bei anderen Gabel sieht es evtl. anders aus.

1-> Gewindestange, Rundmaterial, usw.
2-> Gewinde, da muss die Schraube rein.
3-> Ganz wichtig!

Natürlich ist das die reinste Pfuscherei!

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Schritt 10(Zusammenbau)

Das Gabelöl in einen Meßbecher einfüllen. Minimal etwas mehr Öl einfüllen, da auch etwas Öl im Becher bleibt. Die Füllmenge steht entweder in der Betriebsanleitung oder Wartungsheft. Notfalls beim Händler Gabelöl kaufen und die richtige Menge für die Gabel erfragen. Das Gleitrohr/Tauchrohr in ein Schraubstock einspannen. Oder jemand hält es fest. Öl vorsichtig in das Standrohr einfüllen. Etwas länger warten, bis wirklich das Öl fast komplett aus dem Meßbecher fließt. Jetzt mehrmals am Standrohr hin und her ziehen, damit sich das „System“ entlüftet.
Da aber diese Gabel kein "Luftpolster" zur für die zusätzliche Dämpfung besitzt ist die Ölmenge eigentlich nicht so wichtig. Das ganze funktioniert ja mit 2 Kammern. Während das Gleitrohr einfährt, wird aus einer Kammer das Öl in die andere Kammer gepumpt. Die Größe der Löcher und die Viskosität des Öles entscheiden die Dämpfeigenschaften.




Jetzt erst die Feder einbauen! Falls ihr eine Feder mit progressiven Wicklung habt, kommt die progressive Wicklung normalerweise nach „oben“.


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Schritt 11(Zusammenbau)

Für diesen Arbeitsschritt braucht ihr einen größeren Kreuzschlitzschraubendreher oder die oben genannte Gewindestange/Rundmaterial. Erinnert ihr euch an den weißen Verschlussstopfen? Dieser ist bei meiner Gabel in der Mitte hohl. Da kann man wunderbar was reinstecken wie z.B. einen etwas größeren Kreuzschlitzschraubendreher oder eine Stange. Es muss aber richtig fest sitzen. Am Gleitrohr/Tauchrohr in den Schraubstock etwas geneigt einspannen(das Öl soll aber nicht auslaufen). Das Standrohr so weit es geht rausziehen.


So, jetzt den als erstes den Sprengring auf die Gewindestange/Kreuzschlitzschraubendreher oder sonstiges stecken. Danach den Verschlussstopfen fest drauf machen. So sieht das ganze dann aus.


Den Verschlussstopfen reindrücken und dabei den Sprengring im Auge behalten. Wenn man schon die Nut am Standrohr oberhalb vom Verschlussstopfen erkennen kann, fängt der etwas kritische Teil an.


Der Verschlussstopfen ist drin und jetzt muss nur noch der Sprengring in die Nut rein. Man drückt mit einer kleinen Zange oder einem Schraubenzieher (eher ungeeignet) den Sprengring auf einer Seite runter. Dort springt er in die Nut rein. Jetzt drückt man von dort schön auf den Sprengring drauf. Zu zweit geht es etwas einfacher. Einer drückt den Verschlussstopfen rein, der Andere drückt den Sprengring rein. Fertig! Nachprüfen, ob der Sprengring 100% in der Nut ist.

P.s.: Dieses Foto entstand während ich mit einem Arm den Verschlussstopfen reingedrückt habe. Für die Leute aus dem „Kraft&Fitness“ Thread sollte es daher kein Problem sein.^^

Dann den schwarzen „Deckel“ drauf.Fertig!

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Schritt 12 (Einbau von der Drahtsicherung und Staubkappe)

Sehen wir uns zuerst mal die Drahtsicherung an.


Man geht so vor: Drahtsicherung schräg reinstecken. Eine Seite wird dabei fast schon in der Nut liegen.
Ein Stück Draht oder eine kleine Zange nehmen und die Drahtsicherung nieder drücken. Mit einem kleinen Schlitzschraubendreher kann man vorsichtig von der Seite die Drahtsicherung reindrücken.


Achtet dabei auf die Standrohre. Schon die kleinsten Kratzer im Gleitbreich des Standrohres werden die Lebensdauer von dem neuen Gabeldichtringen drastisch reduzieren. Falls ihr euch da etwas unsicher seid, einfach die Zange, Schraubendreher, Stück Draht mit Klebeband umwickeln.
Oder ihr montiert schon die Drahtsicherung nach dem ihr die neuen Gabeldichtringe eingebaut habt.

Besorgt euch Walzlagerfett und drückt dieses zwischen Standrohr und Gleitrohr/Tauchrohr rein. Wieso? Hat das einen Sinn? Ja, hat es. Früher waren die Teleskopgabel mit einem Gummifaltbag geschützt. Heute ist der Gleitbereich des Standrohres hoffnungslos verschiedenem Dreck ausgesetzt. Das Fett ist nochmal so eine Art Filter. Es nimmt den Schmutz auf. Wenn die Staubkappe etwas älter ist, dann ist das Fett zwischen dem Standrohr und Gleitrohr/Tauchrohr Pflicht.


Nur noch die Staubkappe drauf und ihr seit fertig. Die Staubkappe geht etwas schwer rein, weil es das überflüssige Fett rausdrücken muss. Falls es gar nicht geht, etwas Fett rausmachen und nochmal versuchen.

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Nachwort

Ich denke mal, ich muss nicht erklären , dass es bei verschiedenen Teleskopgabeln immer Unterschiede gibt. Diese Anleitung soll das Thema nur grob anschneiden. Meine Teleskopgabel funktioniert einwandfrei, aber trotzdem gebe ich kein Gewähr auf 100% Richtigkeit dieser Anleitung. Bei manchen Bilder fällt euch bestimmt auf, dass der Simmering falsch drin ist. Also mit der geschlossenen Seite zur Druckrichtung. Lasst euch nicht dadurch verwirren.

Eignetlich wollte ich nur schnell die Gabeldichtirnge tauschen. Nachdem ich fast schon zur Hälfte fertig war, dachte ich mir, man könnte doch so eine schöne FAQ daraus machen. Deshalb wurde z.B. der alte Gabeldichtring wieder reingeprügelt. Genauso sind manche Fotos entstanden.

 

Verfasser unbekannt

 

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